Freitag, 07. August 2020
Inga Läzer hat eine tierärztliche Praxis für Osteopathie und Physiotherapie gegründet und wird als mobile Tierärztin unterwegs sein.
Ich hatte schon immer einen großen Bezug zu Tieren, da ich lange geritten bin. Sehr viele Berufe kommen da nicht in Frage. Ich dachte allerdings, dass ich niemals zum Studium der Tiermedizin zugelassen werde. Am Ende stand ich vor der Entscheidung Lehramt oder Tiermedizin. Nun bin ich Tierärztin und sehr glücklich mit meiner Entscheidung.
Die klassische Tiermedizin, zu der es gehört, OPs durchzuführen oder in der Chirurgie zu arbeiten, liegt mir nicht so sehr. Ich präferiere die Kombination mit den alternativen Heilmethoden wie Akupunktur oder Physiotherapie. Ich finde diesen ganzheitlichen Ansatz unglaublich spannend.
Ja, denn während meines Studiums gab es wenig Raum dafür. Danach habe ich mit einer Physiotherapieausbildung mit dem Schwerpunkt Pferd in Schleswig-Holstein begonnen. Die Fachrichtung Hund kam später noch dazu. Im Jahr 2019 bin ich fertig geworden. Es ist das, was ich wirklich machen möchte.
Da ich Tierärztin bin, ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass ich mich auch als Tierärztin niederlassen muss. Das mache ich zunächst mobil, also ohne Praxisraum und mit den Schwerpunkten Osteopathie und Physiotherapie. Ich werde bei Bedarf Rezepte ausstellen können, ich selbst werde aber keine tierärztliche Hausapotheke mit mir führen.
Schwerpunktmäßig ja. Aber alles, was Fell hat, kann ich auch behandeln. Teil des Studiums ist die vergleichende Anatomie, welches die Anatomie verschiedener Tierarten miteinander vergleicht, wie etwa von Katzen, Hühnern, Schweinen, Rindern etc.. Darauf aufbauend kann ich meine Behandlungstechniken anpassen.
Es bietet sich einfach an, weil viele Pferdebesitzer auch Hunde haben. Außerdem hat meine Mutter eine Hundeschule und ihre Kollegin ist Inhaberin einer Hundepension. Das passt mit meiner Ausbildung sehr gut zusammen. Ursprünglich hatten wir die Idee, ein großes Hundezentrum aufzubauen. Es scheiterte aber am Grundstück. Daher brauchte es zunächst einen Plan B.
Ja, das strebe ich zumindest an. „Step 1“ ist die mobile Tierärztin. Dadurch kann ich Erfahrungen sammeln und Kosten sparen. Das passt besser zu meinen aktuellen, familiären Rahmenbedingungen. „Step 2, das Hundezentrum, ist ein größeres Projekt, das mehr zeitliche und finanzielle Ressourcen benötigt.
Naja, in Falkensee, Berlin und Glindow gibt es ähnliche Angebote und auch viele Tierphysiotherapeuten, die wiederum keine Tierärzte sind. In diesem Bereich kommt es sehr darauf an, dass es zwischen Besitzer und Tierarzt passt. Wechsel kommen häufiger vor. Ich lege sehr viel Wert auf den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zum Besitzer und Tier.
Die Frage, wie ich mich genau bezeichnen darf. Die Konstellation als Tierärztin mit anderen Fachgebieten (Osteopathie und Physiotherapie), die gesetzlich in Bezug auf die Niederlassung nicht geregelt sind, war eine Herausforderung. Auf Nachfragen erhält man viele unterschiedliche Antworten, jeder löst diese Frage anders. Ich habe mir einen Weg gesucht, von dem ich glaube, dass er korrekt ist, und dann bin ich einfach ins kalte Wasser gesprungen. Mit der Notdienstregelung gab es ähnliche Unklarheiten.
Das Problem am Medizinstudium ist, dass du keine Business-Vorbereitung erhältst. Alles, was in Richtung Existenzgründung, Buchhaltung usw. geht, ist komplett ausgeklammert. Als Studierende hätte ich mir zumindest ein Wahlpflichtfach gewünscht aber das wurde bisher nicht implementiert. Dafür waren euch Workshops super!
Die Umsetzung des eigenen Konzeptes in die Realität gehört auf jeden Fall zu den besonderen und spannenden Momenten. Das Erdachte ist nicht mehr länger nur auf dem Papier, sondern wird jetzt real und von mir umgesetzt.
Ein großer Teil meiner Arbeit ist Beziehungsarbeit, das betrifft den Halter als auch das Tier selbst. Ich möchte, dass die Besitzer und die Tiere Vertrauen zu mir aufbauen können, damit ich dem Tier langfristig helfen kann. Diesen Teil der Arbeit finde ich großartig!
Holt euch Unterstützung von außen! Ihr seid immer Einzelkämpfer aber das private und familiäre Netzwerk ist nicht zu unterschätzen. Nehmt die Hilfe an, die euch angeboten wird :) Es ist okay festzustellen, etwas nicht zu können. Der nächste Schritt ist dann, euch Hilfe zu holen.
Liebe Inga, vielen Dank für das spannende Interview. Wir wünschen dir viel Erfolg beim Umsetzen deiner Pläne!
Das Interview führte Linda Pförtner (pfoertner@socialimpact.eu) am 04.08.2020.
Tierärztliche Praxis für Osteopathie und Physiotherapie