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Lampenfieber & Auftrittsangst

Dienstag, 16. April 2019

Nicht jedem fallen Präsentationen vor einem Publikum leicht und doch muss ich mich als Gründender dieser Herausforderung zum Beispiel im Kundengespräch oder bei der Vorstellung meiner Geschäftsidee immer wieder stellen. Was kann ich dagegen tun?

Die Hände werden feucht, der Hals ist trocken, der Kopf ist leer – Blackout. Vorstellungsgespräche, die Präsentation der eigenen Geschäftsidee, Kundenkontakt und Meetings fordern Souveränität. Nicht jedem Gründenden fällt das leicht. Ein gewisses Maß an Aufregung und Anspannung ist ganz normal, doch manche fühlen sich von der Angst vor einem Publikum zu sprechen überwältigt. In der Psychologie wird deswegen zwischen klassischem Lampenfieber und einer echten Auftrittsangst unterschieden. Während die Aufregung bei Lampenfieber als stimulierend empfunden werden kann und die körperliche Anspannung sogar oftmals hilft eine bessere Präsenz als in gewöhnlichen Alltagssituationen zu haben, wird Auftrittsangst als sehr unangenehm empfunden. Symptome wie zitternde Knie, schwitzende Hände und eine brüchige Stimme sind dabei vorprogrammiert.

Warum reagieren wir so?

Auch wenn die starken körperlichen Reaktionen für die Betroffenen eine große Belastung sind, sind sie biologisch gesehen sehr sinnvoll. Vor einer großen Menge zu stehen, signalisiert unserem Urinstinkt, wir sind in Gefahr. Für eine solche Situation gibt es traditionell nur drei Reaktionen: Flucht, Kampf oder Todstellen. Da Kampf nicht infrage kommt, versucht das System es mit Todstellen oder Flucht und setzt entsprechende Hormone frei. Dis Stresshormone Cortison und Adrenalin werden ausgeschüttet und alles auf Abwehrhaltung gesetzt. In der Folge geht der Herzschlag entweder extrem schnell oder sehr langsam. Der Körper verliert Wärme, wodurch kalte und schwitzige Hände entstehen. Außerdem wird das Blut in die Extremitäten gepumpt, um eine schnelle Reaktion zu ermöglichen, wodurch das Gehirn vorübergehend unterversorgt wird. Die Großhirnrinde trocknet für gewisse Zeit quasi aus, weshalb das Gefühl plötzlich einen leeren Kopf zu haben, gar nicht so falsch ist.

Was können wir dagegen machen?

Egal wie groß die Angst vor einem Publikum zu sprechen ist, hilflos ausgeliefert sind Betroffene diesem Zustand nicht. Es gibt eine Reihe von hilfreichen Tricks, die man anwenden kann, um sich schnell und gezielt vor Auftritten selbst zu helfen.

Perspektive - Zum einen kann man dem Lampenfieber einen anderen Aspekt zuweisen. Dabei geht es darum sich zu verinnerlichen, dass die Anspannung eben auch etwas Positives für einen tun kann. Der Gedanke ist für viele zunächst ungewohnt, kann aber mit etwas Übung sehr beruhigend wirken.

Bewegung - Mit Bewegung lässt sich sehr viel Stress vor dem Auftritt abbauen. Hilfreich kann etwa ein kleiner Spaziergang oder ein kurzer Gang zur Toilette sein. Wer dafür keine Gelegenheit hat, kann auch mit kleinen Muskelkontraktionen arbeiten. Dabei werden einzelne Körperpartien nacheinander für ein paar Sekunden angespannt und danach bewusst entspannt. Häufiges Ballen und Entspannen der Hände oder das Spreizen der Finger etwa sind unauffällige Bewegungen, die auch unter dem Tisch oder im Stehen gemacht werden können, um die Anspannung zu reduzieren.

Kontakt halten – In Rhetorikratgebern liest man immer wieder den Tipp, dass sich Redner einen Punkt an der Wand hinten im Raum suchen und diesen fixieren sollen. Eine Alternative dazu wäre, eine sympathisch wirkende Person im Publikum auszuwählen und diese direkt anzusprechen. Während der Blick an die Wand den Redner ins Leere führt, gibt der Blick zu einer Person Kontakt mit dem Publikum und damit Sicherheit. Wenn wir jemanden ansehen, treten wir ja auch in einen indirekten Dialog mit ihm. Der Redner merkt also auch, wie das Publikum reagiert und kann seine Präsentation spontan besser auf seine Zuhörenden abstimmen.

Stimme - Ist die Aufregung zu groß geht das oftmals auf die Stimme. Das macht sich häufig durch eine überhöhte Tonlage und einen brüchigen Klang bemerkbar. Diese kleine Übung kann Abhilfe schaffen: Leg dich jeden Tag für zwei bis drei Minuten mit der Hand in Höhe des Bauchnabels auf den Rücken und atme bewusst in deine Hand. Die erste Zeit sollte das im Liegen gemacht werden. Welche Bewegung nimmst du im Bauch war? Die Bauchdecke sollte sich bei der Einatmung nach oben wölben und bei der Ausatmung wieder in Richtung Wirbelsäule ziehen. Wenn du die Bewegung verinnerlicht hast, kann diese im Stehen geübt werden. Diese Methode bringt die Atmung von der Brust zurück in den Bauch (physiologische Bauch- und Flankenatmung) und damit an das Zwerchfell. Somit habe ich als Sprecher mehr Luftvolumen zur Verfügung, was mir längere Redeeinheiten ohne Zwischenatmung ermöglicht und ich somit nicht in eine Kurzatmigkeit verfalle. Das Zwerchfell als Muskel-Sehnen-Platte und die Zwischenrippenmuskulatur funktionieren an dieser Stelle als Atemhilfsmuskulatur und unterstützen den vollen Klang deiner Stimme. Diese Methode bedarf etwas Übung, ist aber sehr wirkungsvoll.

Du möchtest dich praktisch ausprobieren?

Folgende Termine kannst du zum praktischen Ausprobieren nutzen:

Dienstag, den 09.07. 2019 „souveränes & überzeugendes Auftreten beim Netzwerken“ im Social Impact Lab Potsdam, 10-16 Uhr. Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung erhältst du unter: https://bit.ly/2ImxgQN

Samstag, den 27.07.2019 „Stimme intensiv“ im ELYSIUM Potsdam (Lindenstraße 12, 14467 Potsdam), 10-17 Uhr. Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung erhältst du unter: http://www.dialogwerk.eu/termine/stimme-intensiv/

Julia-Toni Reiche (reiche@socialimpact.eu)

Quellen

https://rp-online.de/leben/beruf/karriere/die-besten-tipps-gegen-lampenfieber_iid-15437677

https://www.zeit.de/zeit-wissen/2010/s2/psychologie-lampenfieber-nervositaet

https://www.mdr.de/kultur/themen/lampenfieber-auftrittsangst-musiker-therapie-100.html

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